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Die Geschichte von Herrn Fuchs, „Schöner Wohnen“ und einem sehr, sehr ähnlichen Kissen.

Vor gut einer Woche berichteten wir euch über eine bemerkenswerte Geschichte: Vor eineinhalb Jahren wurden wir von einer Hamburger Agentur im Auftrag der Zeitschrift „Schöner Wohnen“ für eines unserer Kissen angefragt: Unser Meer-Typo-Kissen:

meerkissen

Wir wurden gebeten, ein Angebot für die Produktion in einer hohen Auflage abzugeben, um das
Kissen in leicht abgewandelter Form (andere Themenbegriffe, andere Typo) als Abo-Prämie im
„Schöner Wohnen“ Abo-Shop anzubieten, was wir natürlich gerne machten. Als kleines Label bekommt man so eine Gelegenheit schließlich nicht jeden Tag. Nachdem wir dann einige Zeit nichts gehört hatten, bekamen wir auf Nachfrage schließlich die Nachricht, der Kunde hätte sich aus preislichen Gründen für einen anderen Hersteller entschieden. Nichts ahnend, was das genau bedeutet, vergaßen wir die Sache.

Bis wir dann vor gut zwei Wochen eine Ausgabe von „Schöner Wohnen“ in die Hände bekamen, in der für eine neue Abo-Prämie geworben wurde, und zwar, man ahnt es, für ein Typo Kissen. Das Typokissen. Ungefähr exakt jenes Typokissen, das bei uns entdeckt und angefragt worden war, mit exakt jenen Änderungen, die wir mit der Agentur besprochen hatten. Nur dass wir offenkundig nicht der Hersteller waren. Da wurden wir doch etwas ungehalten.

vorhernachher
Ein dem unseren (links) äußerst ähnliches Typokissen gab es längere Zeit im Abo-Shop der
Zeitschrift schöner Wohnen zu erwerben (rechts). Nachdem es bei uns ursprünglich angefragt worden war.

Wir verfassten kurzerhand einen Blog-Artikel, in dem wir über den Vorgang ausführlich
berichteten, und schickten ihn in die Welt. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht genau, was wir damit eigentlich erreichen wollten, außer natürlich, dass alle Welt erfährt was uns passiert war. Auch hatten wir bis dato noch keine Erfahrung mit offenkundigen Kopien unserer Produkte, das war absolutes Neuland. Dafür schlug unser Blog-Beitrag ein wie eine Bombe.

Es dauerte keine zwei Stunden, da war der Artikel via Facebook über sechzig Mal geteilt worden und wir baten „Schöner Wohnen“ um eine Stellungnahme, die auch prompt kam:

“Wir bedauern dieses Vorgehen sehr, das in keinster Weise mit den Ansprüchen unseres Verlages übereinstimmt. Wir prüfen das genau, um den Vorfall aufzuklären und so etwas natürlich für die Zukunft auszuschließen. Das Kissen werden wir umgehend aus dem Abo-Shop entfernen. Es handelt sich hierbei um einen sehr bedauerlichen Einzelfall. Bitte seien Sie versichert, dass wir daran arbeiten, den Fall umfassend aufzuklären.
Herzliche Grüße aus der Redaktion”

Innerhalb eines halben Tages wurde das Kissen von „Schöner Wohnen“ aus dem Shop genommen, der Verlag gab eine öffentliche Entschuldigung ab und der Publisher persönlich meldete sich bei uns zum Gespräch. Das hatten wir nicht erwartet, und wir waren selber von der Dynamik ganz schön überrumpelt.

Mittlerweile haben uns viele E-Mails und Nachrichten erreicht von Leuten, die Ähnliches und
Schlimmeres erlebt haben, unter anderem die noch unglaublichere Geschichte des kleinen Labels Freudentanz, das am Ende mit der geballten Macht von Pro7 gegen ihre Produktkopie vorgehen musste (https://angelinasfreudentanz.blogspot.de/2013/03/wer-im-recht-ist-muss-sich-nicht.html). Und viele andere, die mit dem selben Problem mit anderen Labels freche Antworten wie „Pech gehabt, warum lässt du dein Design auch nicht schützen?“ bekommen hatten. Ein Sieg in der Sache, geschweige denn eine Wiedergutmachung, war also eindeutig nicht die Regel. Und bis dahin war uns nicht klar, wie unfassbar verbreitet anscheinend der Brauch ist, Ideen von kleinen, unbekannteren Design-Labels abzukupfern.

„Schöner Wohnen“ hat uns versichert, dass es sich um einen Einzelfall handelt, der so nicht hätte passieren dürfen. Im Regelfall werden alle Rechte ordnungsgemäß geklärt. Einen genauen Einblick in die inneren Prozesse konnten wir jedoch nicht erlangen. Aber wir hatten über die letzte Woche sehr regen Kontakt mit „Schöner Wohnen“, und so sehr wir uns auch über den Vorfall aufgeregt haben, muss man sagen, dass sie sich sehr nett und kooperativ uns gegenüber verhielten. Wie bereits erwähnt wurde das Kissen umgehend aus dem Shop entfernt, und wir erhielten ohne Wenn und Aber eine Entschuldigung. Darüber hinaus einigten wir uns mit „Schöner Wohnen“darauf, dass „Schöner Wohnen“ unser Design nachträglich lizensiert wird, und damit schlossen wir Frieden. Das war schon außergewöhnlich und wir haben uns sehr darüber gefreut.

Bevor es nun aber allen, die Gleiches und Ähnliches erlebt haben, in den Fingern juckt, auch einen Blog-Artikel über ihr Erlebnis zu verfassen und mit der Macht der Öffentlichkeit ihren
vermeintlichen oder tatsächlichen Plagiator an den Pranger zu stellen – es ist ein scharfes Schwert, an dem ihr euch auch selber leicht schneiden könnt. Denn auch wenn das Design eines Produktes grundsätzlich durch das Urheberrecht geschützt ist, ist es ohne Geschmacksmusterschutz deutlich schwieriger, seinen Anspruch durchzusetzen, und mit den kleinsten Änderungen am Ursprungs-Design erlischt dieser Anspruch auch schnell. Und wenn ihr jemandem ein Plagiat unterstellt, und das juristisch nicht einwandfrei beweisen könnt, kann sich das Schwert schnell gegen euch wenden. Also überlegt euch genau, was ihr wann wem schreibt, wenn ihr meint eine Produktkopie entdeckt zu haben. Am besten, ihr kontaktiert zuerst einen Anwalt. Wir haben die letzte Woche sehr viel über dieses Thema gelernt, und können euch unter anderem diesen Artikel sehr ans Herz legen, wenn ihr euch möglichst gut absichern wollt:

https://www.fuer-gruender.de/wissen/geschaeftsidee-finden/geschaeftsidee-pruefen/schutzrechte/geschmacksmuster/

Wohl nicht zuletzt wegen der großen Öffentlichkeit, die wir so schnell mit unserer Geschichte
erreichen konnten, hat sich am Ende für uns alles zum Guten gewendet. Von daher stimmt der Satz, den wir letzte Woche auch viel gelesen und gehört haben „das passiert ständig und da kann man einfach nichts machen“, nicht. Manchmal muss man seine Linie ziehen und darf sich nicht alles gefallen lassen, und manchmal gewinnt man dann auch. Wir haben diesmal gewonnen, und wir möchten uns bei euch für eure zahlreichen Mails und Anrufe und eure Unterstützung bedanken, denn ohne euch hätten wir das wohl nicht geschafft. Den ursprünglichen Artikel haben wir entfernt, weil die Geschichte hier nun vollständig erzählt worden ist. Wir hoffen sehr, dass sich so etwas nicht so schnell wiederholt, aber falls doch haben wir nun alle unsere schützenswerten Designs als Geschmacksmuster angemeldet. Sollte uns also doch noch mal etwas in dieser Art wieder passieren – diesmal wären wir noch besser gewappnet :) Euer Herr Fuchs Team